Selbst isst das Land – Obstgehölz-Absatz steigt zur Corona-Krise an

21. April 2020


Sars-CoV-2 bestärkt den Trend zur Selbstversorgung

Mindestabstände im Supermarkt, leere Regale und Streit um die letzten Äpfel. Der eigene Garten gewinnt in diesen Zeiten einen noch höheren Wert. Nicht nur weil Arbeiten aber auch gemütliches Sitzen an der frischen Luft gesund ist. Es ist auch beruhigend zu wissen, dass in diesen ausgesprochen unruhigen Zeiten das in der eigenen Grünoase angebaute Obst und Gemüse gedeiht. Viele Verbraucher haben jetzt mehr Zeit für die Pflege von Balkon und Garten, weil sie Überstunden abbauen müssen, in Kurzarbeit sind oder der Urlaub ausfallen muss. Diese viele Freizeit kann nicht beim Shoppen oder für einen Restaurantbesuch genutzt werden. Was bleibt ist das eigene Haus mit Garten oder Terrasse. Und dann ist gerade auch noch Frühling! Die Saison ist gestartet. Der Trend zum eigenen Obst und Gemüse war schon vor Covid-19 da. Aber viele Verbraucher, die einen Garten oder einen Balkon haben, wollen jetzt erst recht ihr eigenes Obst anbauen und fragen sich, ob es möglich ist, sich das ganze Jahr über mit Beeren oder anderem Obst zu versorgen. „Die Corona-Krise zeigt, dass sich die Menschen auf ihr eigenes Umfeld konzentrieren. Bereits in der Woche vor der Ausgangsbeschränkung lag ihr Fokus auf dem eigenen Garten“, so der Präsident des Bundes deutscher Baumschulen (BdB), Helmut Selders. „Gehölze zur eigenen Lebensmittelversorgung sind klar der Renner; ob Kern-, Stein-, oder Beerenobst. Die Leute besinnen sich der natürlichen Lebensgrundlagen. Wir sind sehr froh, dass die Politik das erkannt hat und auch weiterhin in den meisten Bundesländern den Kauf von Baumschulerzeugnissen durch die Bevölkerung ermöglicht“, so Selders weiter. Diese Selbstversorgung geht im größeren Stil im Garten, aber auch mit ausgewählten Sorten auch auf dem Balkon. Eigenes Obst und Gemüse kann das Angebot im Supermarkt ergänzen.

Kernobst

Man kann einem beliebigen Menschen die Aufgabe, drei Obstsorten zu nennen stellen, mit Sicherheit wird der Apfel eine davon sein. Denn kaum eine andere Obstsorte wird so gerne gegessen und so viel in der Küche verwendet wie der Apfel. Neben Äpfeln (Malus) sind aber auch Birnen (Pyrus), Zwetschgen und Kirschen (Prunus) beliebte Obstsorten im Hobbygarten. Die pflegeleichten Pflanzen wachsen in fast jedem Garten ohne größere Probleme. Diese Klassiker werden züchterisch immer weiter verbessert: Unter der Marke Vampira sind beispielsweise Obstsorten wie Apfel, Nektarine oder Pfirsich zusammengefasst, die durch ihr auffälliges rotes Fruchtfleisch zum Hingucker werden. Das Besondere an diesen Neuzüchtungen verbirgt sich unter der roten Schale: Das Fruchtfleisch ist bis zum Kern rot gefärbt. Die Vampira-Sorten eignen sich nicht nur ideal als Naschobst direkt vom Baum, sondern mit dem Vampira-Apfel lässt sich beispielsweise ein rötliches Apfelmus herstellen. „Wir merken das sich die Zielgruppe verändert hat. Es ist nicht mehr nur die ältere Generation die sich für die Selbstversorgung interessiert, sondern vor allem die jüngeren Garten- und Balkonbesitzer greifen dieses Jahr vermehrt zu Obstbäumen,“ erklärt Dirk Clasen, Geschäftsführer der Johannes Clasen Obstbaumschule in Rellingen. Aber auch besondere Obstgattungen sind gefragt wie die Maulbeeren. Mit der schwarzfrüchtigen Maulbeere (Morus), die bis minus 20 bis 25 °C erträgt, ist das Naschen der aromatischen, süßsauren, dunkelviolett-schwarzen Früchte im Sommer auch in unseren Breiten möglich.

Beerenobst

Der Wunsch zur Selbstversorgung steigert auch den Beerensträucher-Absatz im Jahr 2020. Johannisbeeren (Ribes), Stachelbeeren (Ribes uva-crispa) und Brombeeren (Rubus) sind ideal für einen Naschgarten, denn die Früchte sind gut erreichbar und können leicht gepflückt werden. "In unsicheren Zeiten steigt die Nachfrage nach Nutzpflanzen zur Selbstversorgung. Besonders gefragt sind derzeit Topfhimbeeren, Rhabarber und großfruchtige Blaubeeren wie der „Erntekönig“ von Landgefühl“, so Jana Kurniawan von Green Contor aus Westerstede. Der Ammerländer Händler beliefert Fachgartencenter in ganz Deutschland und im Ausland und sieht den Obsttrend deutlich. Die Beerensträucher von Landgefühl versuchen eine Brücke zwischen Nutz- und Wohlfühlgarten zu erschaffen. Die meisten Pflanzen von Landgefühl bringen einen gesundheitlichen Mehrwert mit sich. „Landgefühl verspricht die ländliche Ruhe und Besinnung die uns momentan sehnsüchtig fehlt. Es schafft nicht nur Selbstversorgung, sondern befriedigt auch den Wunsch des Verbrauchers nach Nachhaltigkeit und guter Herkunft“, führt Jana Kurniawan weiter.

Eine weiterer Beeren-Renner ist die Heidelbeere Hortblue Petite von Baumschule Steiner aus Österreich. Diese Heidelbeere ist eine zweimal tragende Kulturheidelbeere. Diese Vaccinium corymbosum blüht & fruchtet gleichzeitig! Auffällig ist ihr dunkles Laub, welches im Sommer ein wunderschönes Farbenspiel in Kombination mit den weiß-rosa Blüten und den reifen hellblauen Früchten bildet. Diese Sorte ist sehr gut schnittverträglich und für Pflanzungen in Töpfen auf Balkon und Terrasse sowie als kleine Hecke geeignet. „Waldheidelbeeren und die mehrmals fruchtende Hortblue Petite liefen sehr gut dieses Frühjahr. Ein Trend zum Naschobst und zur Selbstversorgung ist klar erkennbar,“ erklärt Inhaber Herman Steiner, der aufgrund der großen Nachfrage 2013 die Baumschule auf Bio-Produktion umstellte. Sehr beliebt beim Endverbraucher sind wegen ihrer Früchte auch Himbeersträucher. Ob als Konfitüre oder frisch vom Strauch. Je nach Sorte bilden sich rundliche, kegelförmige oder langgestreckte Früchte aus. Sie sind leicht borstig behaart und oft bereift. Die Farbe reicht je nach Sorte von Apricot und Rosa bis zu dunklen Rottönen.

Obst für Balkon & Terrasse

Wer Obst anbaut, benötigt normalerweise Platz. Allerdings kann auch ein kleiner Balkon oder eine wenige Quadratmeter große Terrasse mit den richtigen Pflanzen in ein Paradies aus Naschobst verwandelt werden. Von kompakten Beerensträuchern bis zu schmal wachsendem Säulenobst. Obstpflanzen für den Balkon müssen vor allen Dingen schlank wachsen, damit sie nicht zu viel Raum einnehmen. Eine Besonderheit im Obstsortiment stellt das so genannte Zwergobst dar, welches sich im Gartenfachhandel immer stärker etabliert. In kürzester Zeit hat sich das Zwergobst vom Nischen- zum Trendprodukt entwickelt und lässt auch in Sachen Sortimentsbreite kaum noch Wünsche offen. Von Äpfeln (Malus) über Birnen (Pyrus), Kirschen und Pfirsiche bis hin zur Zwetschge (Prunus) wird das gesamte, klassische Obstsortiment auch als Balkonobst angeboten. Erhältlich ist dieses Zwergobst beispielsweise bei Diderk Heinje Baumschulen aus Edewecht.

Auch beim Beerenobst gibt es balkongeeignete Sorten. Die Beerenpflanzen von Lucky Berry sind dabei besonders ertragreiche Sorten. Sie tragen auch den Namen 4-Monats-Früchte und diese Bezeichnung verweist auch auf ihre Besonderheit: Vier Monate lassen sich die Früchte der Lucky Berry Pflanzen immer wieder ernten. Die Blüten erscheinen ebenso wie die Früchte vier Monate lang – von Juni bis September, was sie zusätzlich zur idealen Nahrungsquelle für Bienen und Insekten macht. Es gibt die Lucky Berry als Blaubeere, Erdbeere und Himbeere. Alle drei sind das ideale Balkonobst, denn sie wachsen sehr kompakt. Für die Lucky Berry Erdbeere kann zudem selbst auf dem kleinsten Balkon eine Lücke gefunden werden ¬– ob im Balkonkasten, in der Blumenampel oder als Unterpflanzung für Hochstämmchen. Sebastian Heinje, Geschäftsführer von Diderk Heinje Baumschulen, legt die Beeren ans Herz: „Die Lucky Berry Erdbeeren erfreuen sich einem sehr starken Absatz in diesem Frühjahr. Aber auch die Lucky Berry Blau- und Himbeeren erfreuen sich großer Beliebtheit und weisen ebenfalls einen steigenden Absatz auf. Für den Balkon und die Terrasse müssen die Beeren besonders kompakt wachsen und das erfüllen die Lucky Berry Pflanzen allesamt“.

Wildobst

Auch Wildobst weist sich in diesem Jahr eine größere Nachfrage auf. Wildobstgehölze sind auch eine gute Wahl, um den Garten ökologisch aufzuwerten. In vielen Naturgärten hat Wildobst als Bienenweide und Vogelschutzgehölz seinen festen Platz. Mit großfruchtigen Auslesen oder besonders wohlschmeckenden Sorten werden Genuss und Naturschutz in idealerweise verbunden. Kornelkirschen (Cornus mas) gehören zu den wertvollen Wildobstarten und haben mit ihrer frühen, gelben Blüte, den roten Früchten und der rötlichen Herbstfärbung auch einen hohen Zierwert. Die aus Sibirien stammende Honigbeere (Lonicera kamtschatica) ist eine sehr frostharte Fruchtpflanze mit heidelbeerähnlichem Geschmack, die schon Ende Mai trägt. Den Zierapfel (Malus) findet sich in nahezu jedem Garten.  Zu den schönsten Wild-Äpfeln, die auch für die Gartengestaltung interessant sind, zählen der vielblütige Apfel (Malus floribunda), der pflaumenblättrige Apfel (Malus prunifolia) und der Tee-Apfel (Malus hupehensis). Ebenfalls ein wertvoller Wildobststrauch ist die Saskatoon Berry (Amelanchier alnifolia). Schon ab Ende Juni kann diese Felsenbirne geerntet werden. Ihre kleinen violetten Früchte schmecken auch frisch vom Strauch und lassen sich zu Marmelade weiterverarbeiten. Diese ursprünglich aus Kanada stammende Felsenbirne wurde von den kanadischen Ureinwohnern aufgrund ihrer Inhaltsstoffe geschätzt und ist dort seit Jahrtausenden in der Naturheilkunde bekannt. „Mit Wildobstgehölzen wie Saskatoon Berry greifen wir den aktuellen Gesundheitstrend auf und präsentieren mit einem frischen Konzept die Amelanchier alnifolia als attraktive Fruchtpflanze für den Endverbraucher“, erklärt Jungpflanzenproduzent Jens Meyer aus Apen im Ammerland. „Ihre Früchte reifen bereits am einjährigen Holz und lassen sich vielseitig verwenden.“ Zu den unverwechselbaren Wildobst-Arten gehört ebenfalls der silbergrau-belaubte Sanddorn (Hippophae rhamnoides), der vor allem auf den sandigen, salzhaltigen Böden der Nord- und Ostseeinseln vorkommt. Für ein besseres Fruchtergebnis werden männliche und weibliche Hippophae in den Baumschulen oftmals schon in einen Topf gesetzt, da diese nicht selbstbefruchtend sind. Seine orangefarbenen Beeren besitzen einen fruchtigen, leicht herben Geschmack.

Wilde Küche
 
Heimisches Wildobst und Beeren sind natürlich nicht nur eine Bereicherung für den Naturgarten, sondern auch für die Küche. Die Pflanzen des Konzepts Wilde Küche bieten eine vielfältige Auswahl an vitaminhaltigen und nährstoffreichen Früchten. Mit diesen lassen sich nicht nur Marmeladen, Gelees und Säfte verarbeiten, sondern sie sind eine originelle Ergänzung von Smoothies, Salaten und Fleischgerichten. Zusätzlich bieten diese heimischen Gehölzarten Kleintieren wie beispielsweise Igeln, Vögeln und Insekten Schutz und Nahrung im heimischen Garten. „Mit Wilde Küche haben wir in dieser Saison ein auffälliges Konzept auf den Markt gebracht, dass das Trendthema Wildobst für die Küche aufgreift. Es ist von allen unseren Produktkonzepten das erfolgreichste“, erklärt Johann Reiners, Geschäftsführer von Reiners Pflanzen aus Gristede.
 

Weitere Informationen zu den Produkten und Unternehmen unter
www.clasen-co.com
www.green-contor.de
www.baumschule-steiner.at
www.heinje.de
www.jens-meyer-jungpflanzen.de
www.reiners-pflanzen.de

 

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